Am Rande der Bauernkampstraße zwischen Schlangen und Veldrom geht es steil einen Abhang hinunter. Hier blüht jetzt in der Maisonne eine wilde Wiese in sattem Grün, garniert mit einigen Gänseblümchen. Hoch über uns thronen die aus dieser Nähe zugleich majestätisch, imposant und bedrohlich wirkenden Windräder, die die Region mit Strom versorgen und vor uns befindet sich die Bergstation eines alten, verlassenen Skilifts, der ungefähr 300 Meter weit hinab in die so genannte Teufelsschlucht führt. Früher wurde hier im Winter viele Jahrzehnte lang rasant Ski gefahren. Es gab sogar eine Sprungschanze, an der Heiner Sibille den Rekord hielt: Er flog auf seinen Skiern sagenhafte 21,50 Meter durch die Lüfte.

Wir untersuchen den Skilift genauer: Die Bügel sind nicht mehr vorhanden, aber abgesehen von einigen Rostspuren scheinen das Liftgerüst und die -seile noch erstaunlich gut erhalten zu sein, dafür dass der Skilift schon seit 1991 nicht mehr in Betrieb war. Nach unseren Recherchen fanden die ersten Fahrten bereits im Februar 1973. Der Bau des Skilifts wurde damals in Gang gebracht, um den passionierten Skifahrern der Umgebung auf diese Weise den beschwerlichen Aufstieg durch den Schnee zurück nach oben fortan zu erleichtern und verkürzen. Das Beeindruckende daran: Der Bau erfolgte in aufwändiger Eigenleistung, da die 70.000 Mark für einen kompletten Lift nicht aufzubringen waren. Am Ende hatte man einen 260 Meter langen, Doppelanker-Schlepplift, welcher circa 20 Personen gleichzeitig befördern konnte. Für den Antrieb sorgte ein 40 PS-Dieselmotor aus einem alten Daimler-Benz. An manchen Tagen tummelten sich bis zu 200 Skisportbegeisterte am Hang.

Zur weiteren Erkundung dieses Lost Place stiefeln wir unter Begleitung von Anno Krewet und gespannt darauf, was uns wohl am unteren Ende des Lifts erwartet, in die Teufelsschlucht hinab. Eingezäunt von Stacheldraht entdecken wir hier sogar noch die alte, sogar noch recht gut erhaltene Hütte für die Kartenausgabe des Lifts, die tatsächlich ein mit Holz verkleideter, alter Eisenbahnwaggon ist. Für den Kartenverkauf zeigte sich an dieser Stelle damals hauptsächlich Edith Benkelberg verantwortlich, die auch dafür sorgte, dass Kinder und Bekannte sich manchmal bei einem heißen Kakao oder einer Schüssel Eintopf aufwärmen und so von dem sportlich kalten Schneespaß erholen konnten. Der Lift war bis 1987 in Betrieb. Da auch immer weniger Schnee fiel, war ein Betrieb auch kaum noch nötig. Im Jahr 1991 wurde der alte Schlänger Skilift dann noch einmal für eine sehr kurze Zeit, nämlich vom 16. bis 20. Februar, genutzt, bevor er für immer stillgelegt wurde.

Auch Anno Krewet erinnert sich nostalgisch daran, wie er früher auf Skiern die Teufelsschlucht hinuntersauste und mit dem Lift wieder hochfuhr: „Ich habe hier früher – wie bestimmt viele Schlänger und Lippspringer auch – das Skifahren gelernt. Als diesen April für ein, zwei Tage viel Schnee lag, bin ich auf meinen Skiern sogar nochmal hier heruntergefahren und konnte meine Bestzeit aus den 80ern toppen.“ (lacht)

Während wir unseren mühsamen Rückweg den steilen Hang hinauf antreten, schauen wir – obwohl wir durchaus sportlich unterwegs sind – ein paar Mal wehmütig zum Lift hinauf und wünschen uns er wäre noch in Betrieb, um uns auch aus Nostalgiegründen noch ein letztes Mal bequem wieder nach oben zu befördern.

Hinweis der Redaktion: Davon, diesen Lift in irgendeiner Form noch zu benutzen, ist dringend abzuraten. Auch das Betreten der Hütte unten ist untersagt, was durch den Stacheldrahtzaun deutlich wird. (dr)

 

Foto: Anno Krewet