(dr) Die Senne lässt uns nicht los. Wieder einmal sind wir unterwegs und auf der Suche nach neuen Lost Places. Unser Ziel ist eigentlich eine alte Übungsschießanlage am Rande der Senne, genauer gesagt am Diebesweg in der Nähe des Wasserwerks.

Doch wie heißt es so schön? Der Weg ist das Ziel.

Denn schon auf unserer Fahrt durch die Senne, zu deren Beginn wir einen Abstecher zum British Army Golfplatz machen, entdecken wir am Rande des Golfplatzgeländes ein paar eigentümliche, etwa eineinhalb Meter hohe, zylinderförmige Betonkonstrukte, die inmitten von Bäumen und Sträuchen Teil der Natur geworden sind. Es handelt sich dabei um zwar im Laufe der Jahrzehnte von Moos überwachsene, aber ansonsten sehr gut erhaltene Einmannbunker oder auch Splitterschutzbunker, die den hier am damaligen Flugplatz stationierten Soldaten der deutschen Luftwaffe während des Zweiten Weltkrieges Schutz vor Bomben- und Granatensplittern sowie vor feindlichem Feuerwaffenbeschuss bieten sollten. Auch im Unterholz des Waldes an der parallel zur B1 verlaufenden Straße „Senne“ finden sich noch einige teils gut, teils weniger gut erhaltene Überbleibsel dieser Einmannbunker, von denen es während des Zweiten Weltkrieg zehntausende in ganz Deutschland gab. Wer weiß, wie viele weitere dieser kleinen militärischen Stahlbetonschutzzellen noch gut versteckt im Wald und in der Senne liegen.

Nachdem wir unsere Fahrt durch die steppenähnliche Landschaft der Senne fortgesetzt haben, erreichen wir wenig später unser Ziel: die Überreste der alten Schießbahn am Diebesweg. Sie fungierte schon während der Kaiserzeit unter Kaiser Wilhelm II. als eine von fünf festen Schießbahnen, die zu Übungszwecken verwendet wurden. Die anderen vier waren die Schießbahnen Czettritz und Hubertus an der Staumühler Straße sowie die Schießbahnen Dörenkamp Ost und West an der Grimke. Schon im Juli 1892 wurde auf dem Truppenübungsplatz Senne zum ersten Mal zu militärischen Übungszwecken geschossen. Dazu wurden die Schiebahnen gebaut. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie zunächst ausgebaut und dann von der Reichsarmee weiter genutzt. 

Ein altes, niedriges Backsteingebäude, das direkt an der Straße steht, soll noch das gleiche Gebäude sein, das damals als Unterstand der Schießanlage am Diebesweg fungierte. Außerdem finden wir als weiteren Teil der damaligen Schießbahn einige Meter weiter im Wald eine hohe, massive Betonmauer, die sicherlich 400 Meter lang sein dürfte. Die Mauer ist im Laufe der Jahre und Jahrzehnte – wer weiß, ob sie sogar zur Kaiserzeit schon hier stand – Opfer von Graffiti-Kunst geworden, wobei das Ganze in diesem Fall wohl leider weniger mit Kunst zu tun hat. Links und rechts neben der Mauer befindet sich ein langgezogener Wall. Hier wurde also früher an der Schießbahn am Diebesweg auf Infanterie- und Kavalleriescheiben geschossen, die sich teilweise aufklappen ließen und teilweise auf Kufenschlitten bewegt werden konnten.

 

Foto: Einmannbunker; Anno Krewet

Quellen für die historischen Informationen: Truppenübungsplatz Senne: Zeitzeuge einer hundertjährigen Militärgeschichte, herausgegeben von Uwe Piesczek. (Bonifatius-Verlag, 1992)

https://de.wikipedia.org/wiki/Splitterschutzzelle