Stehen 900 Meter Gewässerverlauf vor einer positiven Veränderung?

Als rechter Nebenfluss des Rheins verläuft die Lippe über insgesamt 220 km. Sie entspringt bekanntermaßen in Bad Lippspringe in „Odins Auge“ mit einer Schüttung von 740 Litern pro Sekunde und mündet schließlich südwestlich der niederrheinischen Stadt Wesel nahe des Städtischen Rheinhafens Wesel in den Rhein. Nun steht die Lippe auf einem Gewässerlauf von knapp 900 Metern zwischen der Einmündung der Steinbeke in die Lippe (nahe der Straße Auf der Mersch) und der Kläranlage an der Landstraße L814 womöglich vor einer Veränderung: Geplant, wenn auch noch nicht ganz spruchreif, ist die Renaturierung des Gewässers in diesem Bereich.

„Dieser Teil des Flusses ist wenig eingeschnitten, das heißt er liegt nicht sehr tief im Gelände. Deswegen könnte man ohne große Probleme die Lippe aus ihrem alten Bett herausbekommen und in ihr neues, natürliches Flussbett hineinführen“, erklärt Thierry Brever, zuständig für die Gewässerunterhaltung und Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie beim Wasserverband Obere Lippe (WOL). Der WOL ist unterhaltungspflichtig für die Lippe und organisiert dementsprechend alles, was mit einer möglichen Renaturierung zu tun hat. 

Die Wiedervernässung (Anhebung des Wasserstandes in Feuchtgebieten, Anm. d. Red.) der Flächen entlang der Lippe soll den natürlichen Verlauf des Flusses fördern und würde gleichzeitig die Rückhaltung des Wassers im Gelände, das heißt die Verteilung des Wassers auf einer breiteren Fläche entlang des Flusses, begünstigen. „Dadurch würde nicht nur ein erhöhter Grundwasserspiegel erreicht, sondern die Maßnahme würde den 900 Meter langen Gewässerabschnitt auch aufwerten, indem Flora und Fauna wieder mehr Raum zum Gedeihen haben. Viele Arten, darunter auch dem Biber, der an der Lippe zu finden ist, hätten damit einen neuen Lebensraum“, erläutert Thierry Brever die angedachte Maßnahme genauer. Im Zuge der Maßnahmen würden bereits vorhandene Grabenstrukturen entlang der Lippe teilweise für den neuen Verlauf des Flusses genutzt. In dem Gebiet vorhandene Baumstämme- und -äste sollen liegen bleiben und so teilweise in das Gewässer und dessen neuen, natürlichen Verlauf mit eingebaut werden.

Doch warum ist die Renaturierung der Lippe überhaupt notwendig? Nach unseren Recherchen beim Wasserverband Obere Lippe liegt der Hauptgrund in dem von der Stadt Bad Lippspringe aufgefangenen Regenwasser, das in die Lippe hineingeleitet wird. Dadurch entsteht ein erhöhter Wasserdruck auf das Gelände des Fließgewässers. Eine Auflage des Landes schreibt vor diesen Wasserdruck abzumildern. Um dies zu erreichen, erwägen die Wasserbetriebe (Stadt Bad Lippspringe) mit der Renaturierung des Gewässers die ökonomisch beste Lösung, die gleichzeitig auch der Natur zugutekommt. Außerdem wäre auch der Hochwasserschutz eine sehr positive Begleiterscheinung, die mit der Renaturierung einherginge. Allerdings steht die  endgültige politische, genehmigungsrechtliche und finanzielle Entscheidung bezüglich der Maßnahmen steht seitens der Stadt Bad Lippspringe noch aus. (dr)