Wenn man über „Saubere Energie durch sechs neue Windkraftanlagen der Firma Flütwind“ spricht, dann darf man die vielen Schattenseiten dieser Art der Energiegewinnung dabei nicht unerwähnt lassen. Dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Schattenschlag ist eine davon. Das nächtliche rote Blinken ist dabei das kleinste Übel, daher stellt die seit langem geplante und immer wieder verschobene Umstellung auf eine bedarfsgerechte Befeuerung nur eine geringe Entlastung für die Anwohner dar. Viel belastender sind Lärm und Schattenschlag sowie der erschlagende Anblick dieser 250m hohen Industrieanlagen.

Besonders hart trifft es die Nachbarn in Marienloh und hier insbesondere die Bewohner der sog. „Aachener Siedlung“ (Von-Dript-Weg u.a.) im Nordosten des Dorfes. Die bereits fertiggestellte WEA1 der Flütwind GmbH überragt den gesamten Ort und ist weithin sichtbar. Den bis auf 1000m Abstand nahe gelegenen Nachbarn mutet man nachts per Gesetz zum Immissionsschutz bis zu 40 dB(A) Lärm zu, tagsüber 55 dB(A) und bis zu 30 Minuten Schlagschatten pro Tag oder 30 Stunden pro Jahr. Damit nicht genug, hat die Bundesregierung seit dem letzten Winter diese Grenzen erhöht bzw. beim Schattenschlag ganz aufgehoben (§ 31k BImSchG). Welche Auswirkungen der nicht hörbare Infraschall auf die Gesundheit der Menschen haben wird, ist eine weitere große Sorge.

Die Bewohner der Aachener Siedlung ahnen seit Langem, was aus Bad Lippspringe und später zusätzlich auch auf Paderborner Flächen auf sie zukommt. Bei einer Unterschriftenaktion hatten sich allein in dieser Siedlung 232 Personen gegen die Windkraft direkt hinter ihren Gartenzäunen ausgesprochen. Besonders die Anwohner am Rande der Siedlung werden die Auswirkungen zu spüren bekommen, bei „freier Sicht“ auf die Windriesen. Die Lebensqualität wird deutlich abnehmen durch die Nähe zur Windkraft, aber auch der Wert der eigenen Immobilie, für die viele der Besitzer jahrzehntelang im Schweiße ihres Angesichts gearbeitet und gezahlt haben.

Durch die kürzlich fertiggestellte WEA1 wird das Ausmaß langsam sichtbar. Die anderen fünf Flütwindanlagen sind derzeit nur durch halbhohe Türme repräsentiert, aber das zerstörte Landschaftsbild ist bereits deutlich erkennbar. Im Kreis Paderborn gibt es bereits weit über 500 Windräder, Tendenz deutlich steigend. Warum zerstört man die letzten unangetasteten Landstriche auch noch systematisch? Das Flachland rund um Marienloh ist im Hinblick auf die Windhöffigkeit nicht einmal Spitzenreiter. In den Antragsunterlagen der Anlagen werden Abschaltungen und Leistungsreduzierungen bei Nacht billigend in Kauf genommen, um den Auflagen zu genügen. Gibt es keine besser geeigneten Standorte?

Ist die Energie wirklich so sauber, wenn man für jedes Windrad 2.200to Stahlbeton als Fundament in die Erde versenkt? Wenn man Rotorblätter von 80m Länge verbaut, die jeweils aus ca. 50 Balsabäumen und glasfaserverstärkten Kunststoffen bestehen und später einmal nicht recycelt werden können? Wenn man riesige Ressourcen einsetzen muss, um das ganze Material teilweise aus Übersee hierher nach Bad Lippspringe zu bringen? Wenn man Unmengen an Kufper und seltenen Erden dafür benötigt, die im Ausland im Raubbau gewonnen werden? Und wenn man dann auch noch Gefahrstoffe wie SF6-Gas einsetzt, das stärkste bisher bekannte Treibhausgas mit einem CO2-Äqivalent von 22.800? Ist das Ganze noch sinnvoll, wenn bei Windstille keine Energie erzeugt wird, während sie bei gutem Wind nicht mehr von den Netzen aufgenommen werden kann? Windräder werden dann abgeschaltet und die Betreiber finanziell entschädigt.

 

Foto: ImVogtland nahe B1 – Entfernung 2.650 m

Quelle: Ralf-Peter Fietz