„Wenn beide Parteien kommen, haben wir schon gute Karten.“ 

„Vorgerichtliche Streitschlichtung“ heißt das im Behördendeutsch, was Daniela Tuschen ehrenamtlich tut. Als Justizfachangestellte am Amtsgericht Paderborn hat sie schon beruflich mit Mediation (eine Art Einigungsverfahren) zu tun. „Darum war es für mich ganz logisch, dass ich mich ehrenamtlich in dem Bereich engagiere.“, sagt Daniela Tuschen. „Die Gerichte werden natürlich dadurch entlastet, dass sich zwei Parteien schon im Vorfeld einig werden.“

Außerdem können kleinere Nachbarschaftsstreitigkeiten nicht sofort bei Gericht zur Anklage gebracht werden – der Weg zu einer Schiedsperson ist immer vorgeschaltet.

„Oft kommt es gar nicht zu einem gemeinsamen Termin mit mir und den streitenden Parteien. Dann genügt schon eine juristische Beratung. Wenn ein Schlichtungstermin nötig ist, gibt es einen neutralen Raum bei der Gemeinde Schlangen, in dem wir uns treffen können. Und wenn dann Beide erscheinen, ist das schon mal ein gutes Zeichen dafür, dass sie sich einigen möchten. Ich hatte aber auch schon den Fall, dass jemand gleich gesagt hat: Ich komme nicht zum Termin – ich nehme mir einen Anwalt! Da kann ich dann nichts mehr tun.“, berichtet sie von ihren Erfahrungen seit gut  einem Jahr, dem 1. Juni 2023.

Inhaltlich ging es in Schlangen bis jetzt um die „Nachbarschaftsklassiker“: Streitigkeiten über die gemeinsame Grundstücksgrenze, Hecken und so weiter.

Die Gemeinde Schlangen ist verpflichtet, eine Schiedsperson zu benennen. Für den Posten der Schiedsfrau hat sich Daniela Tuschen aktiv beworben und ist für fünf Jahre gewählt worden. Sie sagt: „Mein Vorgänger Eberhard Bolte hat mir schon einige Tipps gegeben – ich darf ihn auch weiterhin um Rat fragen – das finde ich sehr nett von ihm!“ Darüber hinaus werden Schiedsleute immer wieder in Seminaren über neue Mediationstechniken, Nachbarrecht, Strafrecht, Zivilrecht usw. weitergebildet.

„Natürlich bin ich zur Diskretion verpflichtet und würde niemals Namen der streitenden Parteien nennen. Oft hilft es auch schon, wenn beide Parteien ihren Standpunkt vor einer neutralen Person deutlich machen können. Manchmal sprudeln dann erstmal die Emotionen – und danach geht es vernünftig weiter. Ich bin gespannt, auf den nächsten „Fall“, der sich gerade ankündigt. Ich bin zwar keine Richterin und kann kein Urteil sprechen – aber ich finde gut, dass ich so der Justiz etwas den Rücken freihalten kann.“, sagt Schlangens Schiedsfrau Daniela Tuschen.

 

Quelle: Gemeinde Schlangen